Wenn der eigene Hund plötzlich knurrt und bellt stellt dies das Zusammenleben mit dem geliebten Vierbeiner auf eine harte Probe. Aber wo liegen die Gründe dafür, dass Hunde plötzlich aggressiv werden und was können Sie selbst tun, um Ihren Hund zu beruhigen?
Lesen Sie bei uns alles über die Ursachen von Aggressionen beim Hund und Tipps und Tricks, die das Zusammenleben mit einem aggressiven Hund erleichtert.
Inhaltsverzeichnis
Wie zeigen Hunde Aggression?
Ein aggressiver Hund lässt sich schnell anhand seiner Körpersprache erkennen, denn vor einem Angriff zeigt ein Hund immer deutliche Warnzeichen, die sein Gegenüber in die Schranken weisen sollen. Hunde können beispielsweise aggressiv gegenüber Artgenossen, Besuchern oder auch Sie als Halter reagieren.
Ein aggressiver Hund zeigt dies durch knurren, drohendes anstarren, hochgezogene Lefzen, bellen oder Zähne fletschen. Untermauert wird dieses Imponiergehabe durch eine angespannte, konzentrierte Körperhaltung und aufgestelltem Nackenfell.
Erst wenn diese eindeutigen Warnungen nicht gehört werden kann es vorkommen, dass ein Hund schnappt oder einen einschüchternden Scheinangriff ausführt bevor er ernsthaft attackiert.
Bei Tieren, welche aus Angst aggressiv handeln weicht diese Körpersprache jedoch ab. Diese Hunde knicken häufig mit den Hinterbeinen ein, machen einen runden Buckel und legen Schwanz und Ohren an. Diese Körperhaltung wird teilweise durch winselnde Lautäußerungen gestützt.
Bedenken Sie also immer, dass Hunde vor einem ernsthaften Angriff fast immer mittels Körperkommunikation versuchen sich zu äußern. Nehmen Sie diese Drohgebärden unbedingt ernst!
Formen von Aggressionen
Ein aggressiver Hund ist niemals grundlos angriffslustig. Bei der eigentlichen Aggression wird dabei zwischen drei unterschiedlichen Formen unterschieden:
- Wettbewerbsaggression: Hier möchte der Hund seinen Status innerhalb seines Rudels festigen oder sich in eine höhere Position steigern. Eine Form kann beispielsweise das verteidigen von Ressourcen wie dem Futternapf oder Spielzeug sein.
- Schutzaggression: Hunde sind der treueste tierische Begleiter, welcher sich ein Mensch wünschen kann. Wenn Ihr Hund der Ansicht ist, dass Sie in Gefahr sind wird er also versuchen, Sie mit aggressivem Verhalten zu verteidigen.
- Selbstverteidigung: Ähnlich sieht es aus, wenn der Hund das Gefühl hat, dass er selbst bedroht hat. In diesem Fall wird der Vierbeiner sich gegenüber dem drohenden Hund oder Mensch verteidigen.
Gründe für aggressives Verhalten
Die Gründe für angriffslustiges Verhalten beim Hund sind genauso vielfältig, wie die individuelle Persönlichkeit des einzelnen Tieres. Wer die Vorgeschichte des eigenen Hundes kennt ist im Vorteil und kann die Gründe für sein Verhalten besser lesen.
Auf die häufigsten Gründe dafür, warum ein Hund aggressiv reagiert, möchten wir nachfolgend ein wenig genauer eingehen.
Fehler in der Erziehung
Eine mangelnde oder fehlerhafte Erziehung beim Tier beruht auf ungeeigneten Trainingsmethoden oder mangelnder Unterordnung gegenüber dem Menschen. Aus den Augen des Hundes gesehen ist die eigene Aggressivität die logische Schlussfolgerung auf das ihm gesandte verwirrende Feedback.
Angst und Angststörungen
Wenn Hunde Angst vor einer vermeintlich bedrohlichen Situation haben und sich nicht weiter zu helfen wissen, schalten sie in den Angriffsmodus. Dieser sicherte Ihnen in früher Vorzeit das Überleben. Ein aggressiver Hund kann daher immer auch aus Unsicherheit vermeintlich angriffslustig wirken.
Misslungene Sozialisation
Ein sehr häufiger Grund, weshalb ein aggressiver Hund fehlgesteuert reagiert ist eine misslungene Sozialisation. Wenn ein Welpe keine oder kaum Umweltreize kennenlernt fühlt er sich auch als ausgewachsenes Tier überfordert mit ganz normalen Alltagssituationen.
Daher ist eine gelungene Früherziehung von Hunden das A und O für eine gesunden Hund-Mensch-Beziehung.
Neurologische Probleme
Selten, aber nicht ausgeschlossen sind neurologische Probleme, welche Aggressivität beim Tier zu Grund liegen. Krankheiten, welche mit Veränderungen im Gehirn einhergehen können dazu beitragen, dass das eigene Tier scheinbar grundlos angriffslustig reagiert.
Gezieltes “Scharfmachen”
Wer seinen eigenen Hund gezielt „scharf macht“ erzieht sich selbst eine unberechenbare Waffe heran, welche nicht nur für den Halter selbst, sondern auch für andere Personen zu einer echten Gefahr werden kann.
Fehlgeleiteter Jagdtrieb
Ein fehlgeleiteter Jagdtrieb führt ebenfalls dazu, dass ein aggressiver Hund beispielsweise durch schnelle, plötzliche Bewegungen fehlgeleitet wird und der Jagdreflex einsetzt. In diesem Fall verfolgt der Hund Jogger, Radfahrer oder schlimmstenfalls spielende Kinder als „Beute“.
Was tun als Halter eines aggressiven Hundes – Maßnahmen?
Sie als Halter sind es, der am besten helfen kann, wenn ein aggressiver Hund nicht mehr weiter weiß. Denn neben dem eigenen Verhalten gegenüber dem Tier können auch Experten oder Beruhigungsmittel für Hunde (pflanzliche) den Heilungsprozess unterstützen.
Vor der Therapie steht jedoch immer die Frage nach den Ursachen und den Situationen, in welchen ein aggressiver Hund fehlgeleitet reagiert.
Ursache erkennen und Situation vermeiden
Vor der eigentlichen Therapie, bei welcher der aggressive Hund wieder in die richtige Richtung gelenkt wird, steht die Ursachenforschung.
Beobachten Sie Ihren Hund genau und achten Sie auf folgende Faktoren:
- Was sind Auslöser dafür, dass aus Ihrem treuen Freund ein aggressiver Hund wird? Fremde Personen? Tiere? Plötzliche Bewegungen?
- Wie genau reagiert das Tier? Welche Körpersprache legt es an den Tag?
- Wie reagieren Sie in der Situation?
Achten Sie auf jede noch so unbedeutende Kleinigkeit, notieren Sie die einzelnen Situationen und das Verhalten des Tiers.
Rufen Sie sich ins Gedächtnis, dass keine Reaktion grundlos erfolgt und jedem Verhalten ein Auslöser zugrunde liegt. Erst wenn Sie den Reiz für die Aggression ausgemacht haben können Sie mit einem geeigneten Training beginnen.
Häufig werden Hunde auch durch das Verhalten von Menschen beeinflusst. Das tröstliche daran ist, dass ein falsches Eigenverhalten genauso Einfluss auf den Hund hat, wie eine geeignete Reaktion seitens des Halters.
Je besser Sie die Gründe für das Verhalten Ihres Hundes also kennen, desto besser können Sie Ihrem Tier helfen mit dem Problem umgehen.
Beruhigungsmittel
Beruhigungsmittel für aggressive Hunde sollten i.d.R. am besten pflanzlichen Ursprungs sein. Sprechen Sie mit Ihrem Tierarzt, ob eine Medikamention mit pflanzlichen Mitteln, Bachblüten Globuli oder homöopathische Präparate Ihrem Tier helfen können.
Diese Therapie sollte jedoch begleitend zu einem Verhaltenstraining stattfinden. Beruhigungsmittel können helfen aggressiven oder ängstlichen Tieren den Stress und die Angst zu nehmen.
Unterstützung holen
Die beste Antwort auf das Verhalten, welches ein aggressiver Hund an den Tag legt, ist die Arbeit mit einem Experten.
Scheuen Sie sich nicht und holen Sie sich Hilfe bei einem seriösen Hundetrainer, welcher Ihren Hund mit modernen Trainingsmethoden wieder in die Spur bringt.
Besonders bei Aggressivitäts-Problemen ist es immer ratsam, nicht selbst rumzuexperimentieren, sondern zusammen mit einem Hundetrainer an einer langfristigen Lösung zu arbeiten.
Wann ein Maulkorb notwendig ist
Dem eigenen Hund einen Maulkorb anzulegen, weckt in den meisten Hundebesitzern Befremdlichkeit und ein schlechtes Gewissen.
Ein besonders aggressiver Hund, welcher unberechenbar ist ist braucht jedoch diesen Schutz für das Umfeld des Tiers. So ist ein Maulkorb immer dann notwendig, wenn Hunde ein sehr ausgeprägtes Aggressionsverhalten zeigen, ihrem Halter nicht gehorchen oder unerwartet aus Angst und Unsicherheit zuschnappen können.
Ein Maulkorb muss dabei aber keinesfalls eine Dauerlösung sein. Häufig kann diese Vorkehrung nach einem gewissen Zeitraum und einer geeigneten Therapie des Hundes wieder abgeschafft werden.
Gewöhnen Sie Ihren Hund im eigenen Zuhause daran, sich einen Maulkorb anlegen zu lassen. Üben Sie keinen Druck aus und verbinden Sie positive Aspekte, wie Leckerlis, mit dem Anziehen des Maulkorbs.
Ziehen Sie den Maulkorb nach ein paar Minuten wieder ab und steigern Sie die Zeitspanne, in welcher der Korb auf dem Maul verbleibt. So wird sich der Hund schnell an das lästige Accessoire gewöhnen und sich den Maulkorb auch außerhalb des Haues anlegen lassen.
Machen Sie sich darauf gefasst, dass ein Hund mit Maulkorb draußen skeptische Blicke erntet. Lassen Sie sich hierdurch jedoch nicht verunsichern, schließlich zeugt dieser Schutz davon, dass Sie sich Ihrer Verantwortung als Tierhalter bewusst sind.
Gibt es besonders aggressive Hunderassen?
Das Gerücht, dass bestimmte Hunderassen aggressiver sind als andere lässt sich so nicht stützen.
Bei jeder Hunderasse gibt es sowohl leicht erregbare, als auch entspannte Tiere. Trotzdem wurden bestimmte Hunderassen ursprünglich darauf gezüchtet, zu Wachen, zu Beschützten und zu Jagen.
Dieses angezüchtete Verhalten nun in den eigenen vier Wänden in die richtigen Bahnen zu lenken, kann in den falschen Händen dazu führen, dass Hunde nicht so reagieren wie erwünscht. Dann werden Aggressionen in die falsche Richtung gelenkt.
Bei einer sachgemäßen und verantwortungsvollen Haltung stellen jedoch auch diese Rassen keine größere Gefahr dar als andere Hunderassen.
Rassen, die als besonders aggressiv gelten, werden in Deutschland auf sogenannten „Rasselisten“ geführt. Halter dieser „Listenhunde“ müssen bestimmte Kriterien erfüllen, um als geeignet zu gelten.
Wie sollte man sich gegenüber einem aggressiven Hund verhalten?
Egal ob Halter oder nicht – Wenn Sie es mit einem aggressiven Hund zu tun haben oder gar unvorbereitet auf ein streitbares Tier treffen sollten Sie immer versuchen, die Situation zu deeskalieren und nicht noch weiter zu befeuern.
Regel Nummer Eins lautet: Bleiben Sie stehen und rennen Sie keinesfalls weg! Wegrennen stachelt den Verfolgungsdrang des Tieres nur weiter an.
Davon abgesehen können Sie versuchen ein großes Objekt zwischen sich und den Hund zu bringen. Wenden Sie außerdem den Blick ab und stellen sich bestenfalls seitlich, nicht frontal oder mit dem Rücken zugewandt, vor dem Hund auf.
Schreien Sie nicht und vermeiden Sie plötzliche, wilde Bewegungen wie zum Beispiel ein Fuchteln mit den Armen.
Wenn Sie sich möglichst unauffällig verhalten, haben Sie Chancen, dass ein aggressiver Hund das Interesse an Ihnen verliert.
Sofern all das nichts bringt und der Hund zum Angriff ansetzt, versuchen Sie dem Tier etwas zum Beißen entgegenzuhalten, beispielsweise eine Handtasche.
Häufige Fragen
Meldeplicht, Leinenzwang, Euthanasie – Lesen Sie in unserem nachfolgenden Fragen-und-Antworten-Bereich weitere Fakten über aggressive Hunde.
Wo kann man aggressive Hunde melden?
Aggressive Hunde können beim Ordnungsamt, beim Veterinäramt oder bei der Polizei gemeldet werden.
Dürfen Hundebesitzer ohne Leine spazieren gehen?
Sogenannte Listenhunde unterliegen je nach Einstufung einem Leinenzwang. Wenn Sie selbst als Halter wissen, dass ihr aggressiver Hund eine Gefahr für andere darstellt, sollte es jedoch selbstverständlich sein, dass Sie ihn ausschließlich angeleint spazieren führen.
Wann müssen aggressive Hunde eingeschläfert werden?
Die Frage nach der Euthanasie ist sehr schwierig zu beantworten. Grundsätzlich sollte dieser Gedanke nur als letzter Ausweg überhaupt in Erwägung gezogen werden.
Ein aggressiver Hund sollte bei fehlgeschlagenen Therapieversuchen vorerst bei Spezialisten, welche Erfahrung im Umgang mit gefährlichen Hunden haben, untergebracht werden, bevor die Frage nach der Euthanasie im Raum steht.
Können Hunde nach einer Kastration aggressiv werden?
Verschiedene Haltererfahrungen deuten darauf hin, dass Änderung im Hormonhaushalt nach einer Kastration dazu führen können, dass Hund anschließend aggressiver werden. Diese Verhaltensänderung sollte sich nach einigen Wochen jedoch wieder ändern.
Fazit
Ein aggressiver Hund ist nicht nur eine Herausforderung für den Hundehalter und seine Umgebung. Auch der Hund selbst steht meist unter einem gewissen Leidensdruck durch Überforderung, Ängste oder Krankheiten.
Sie selbst als Halter können ihm in diesem Fall am Besten helfen und ihm zeigen, dass er die aggressionsauslösende Situation lediglich falsch einschätzt. Die Therapie bei einem Hundetrainer und ggf. eine begleitende und unterstützende Behandlung mit pflanzlichen Mitteln und Medikamenten hilft dabei, das Problem in den Griff zu bekommen.
Die Euthanasie des Tiers sollte nur als allerletzter Ausweg in Betracht gezogen werden. Denn selbst wenn Sie selbst mit dem Tier überfordert sind, kann ein aggressiver Hund bei einem Experten wieder in die richtigen Bahnen gelenkt werden.